
Konversationen im im Herrenhof
3. Saison: Zu Gast ist Karl Kraus
Nach einem ersten Gespräch, das Arthur Schnitzler 1899 mit der 16jährigen Schauspielschülerin Olga Gussmann führt, vermerkt er in seinem Tagebuch: „Intelligentes Mädchen“. 1903, ein Jahr nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Heinrich macht er die zwanzig Jahre jüngere Geliebte zu seiner Frau und so wird Olga Schnitzler Teil der intellektuellen Avantgarde Wiens.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs übersiedelte die junge Literatur aus den anderen Kaffeehäusern ins Café Herrenhof. Vicky Baum, Max Brod, Elias Canetti, Heimito von Doderer, Egon Friedell, Stefan Zweig, Alexander Lernet-Holenia, Franz Kafka, Gina Kaus, Anton Kuh, Robert Musil, Leo Perutz, Alfred Polgar, Joseph Roth, Hilde Spiel, Franz Werfel, und Berta Zuckerkandl trafen hier auf Lou Andreas-Salomé, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten, Karl Kraus, Richard Beer-Hofmann oder Hermann Bahr. So wurde das Herrenhof in der Zwischenkriegszeit zur kulturellen Wiege Österreichs.
Für „Konversationen im Herrenhof“ kehrt Olga Schnitzler an diesen geschichtsträchtigen Ort in der Herrengasse zurück und führt Gespräche mit ihren ehemaligen Zeitgenossen. Die Zuschauer dieser ultimativen Talkshow genießen dazu die Herrenhoftorte samt Kaffee oder Tee und einem geistigen Getränk.
Der dritte Gast in „Olga Schnitzlers Talkshow“ ist Karl Kraus.
Karl Kraus – ganz persönlich
Nach wie vor gilt Karl Kraus weltweit als bedeutender Schriftsteller und gefürchteter Publizist. Sein Werk ist zeitlos aktuell, wird viel zitiert und gespielt.
In Olga Schnitzlers Talkshow aber steht der Mensch Karl Kraus im Mittelpunkt. Er wird aus seiner Kindheit und Jugend erzählen, über seine ersten journalistischen Versuche, seine wahre Einstellung zu Frauen, über die wenigen Freund- als auch vielen Feindschaften und seine große Liebe zur Natur.
Karl Kraus von seiner ganz persönlichen Seite!
Idee, Buch und Olga Schnitzler: Elisabeth-Joe Harriet
Karl Kraus: Kurt Hexmann
Das sagt der große Schauspieler und Regisseur Ernst Stankovski:
Liebe Joe,
Deine beiden „Konversationen im Herrenhof“ als Olga Schnitzler mit Hugo von Hofmannsthal und Berta Zuckerkandl, habe ich gelesen und die Aufführungen erlebt. Großen Respekt! Du hast eine historische Recherche mit viel dramatischem Geschick zu blutvollen Lebensbildern verdichtet. Hochinteressant so viel Unbekanntes und doch Wissenswertes.
Mit der Reihe „Olga Schnitzlers Talk-Show mit Zeitgenossen“ hast Du ein Format geschaffen, da sicher ein bemerkenswertes Mosaik innerhalb der Wiener Kaffeehauskultur darstellt, aber Dir – bei den vielen literarischen Persönlichkeiten, die Olga Schnitzler einladen soll – enorme Arbeit abverlangen wird.
Ich wünsche Dir – in nochmaliger Bewunderung – viel Erfolg und vor allem Kraft.
Dein Ernst Stankovski
Das sagen Publikum und Presse
„Mit dem Karl-Kraus-Talk haben Sie sich selbst übertroffen. Die Lockerheit (trotz Premiere), die Fragen mit denen Sie das doch nicht so geläufige Privatleben dieses brillanten Mannes beleuchtet haben und natürlich dessen überaus gekonnte Darstellung durch Kurt Hexmann, waren schon bemerkenswert und zumindest meiner Vorstellung von Karl Kraus in Sprache und Gestik hat sie voll entsprochen. Eine Mischung aus humorvollen, berührenden und natürlich auch aus bissig-pointierten Passagen aus dem Oeuvre Kraus´ rundeten das Bild ab. Fast visionär mutet das am Schluss vorgetragene Gedicht „Der tote Wald“ an und wenn man bedenkt, dass es vor hundert Jahren entstanden ist bleibt einem fast die Luft weg. Ich habe Karl Kraus immer für einen kopflastigen und mit überbordender Intelligenz ausgestatteten „Sprachpolizisten“ gehalten, aber dass er so gefühlvoll in seinen (zugegeben oft eigenwilligen) Liebesbeziehungen war und diese auch mit aller Kraft verteidigte (auch vor Gericht), macht ihn zu einem Menschen mit dem man nicht immer einer Meinung sein muss, der aber in jedem Fall viele sympathische Züge trägt. Der Nachmittag war, trotz oder gerade wegen der Konzentration, die er durchaus verlangte, so kurzweilig, dass ich nur zwei Mal auf die Uhr sah, nämlich zu Beginn der Pause (mmmhhh….!) und am Ende, nur um festzustellen, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man von einer Sache gepackt wird.
Vielen Dank nochmals für die tolle Vorstellung, die mich so sehr beeindruckt hat, dass ich zu Hause sofort mit einer Nachlese in meinen Büchern den Nachmittag in den Abend führte. H. Purth
Silvia Matras Plattform Die Bühne | 22.09.2020